Rund um Exerzitien

Exerzitien eröffnen Räume und Zeiten für das geistliche Wachsen eines Menschen zu einer immer tieferen persönlichen Gottverbundenheit. Auf jede Frau, jeden Mann neu aktuell ausgerichtet, orientieren sich Exerzitien an der Heiligen Schrift und der geistlichen Tradition der lebendigen Kirche. Im Zentrum begegnet das ganz konkrete Leben Jesu Christi, durch das dem Exerzitienteilnehmer das Geheimnis des eigenen Daseins in der Begegnung heilsam aufgeschlossen werden kann.
Exerzitientage finden im Verbund von 3 bis 30 Tagen unter qualifizierter Begleitung und Gestaltung an besonderen Orten statt oder sind über mehrere Wochen integriert in den Alltag des Lebens eines Menschen durch Elemente, die den jeweiligen Tag geistlich unterbrechen und vertiefen (Exerzitien im Alltag).

Grundelemente sind schweigend meditierendes persönliches Beten, geistliche Betrachtung von Heiliger Schrift und geistlicher Tradition der Kirche, Mitfeier der Sakramente der Kirche und vertieftes Leben aus ihnen, bewusstes Wahrnehmen des eigenen Leibes als „Tempel Gottes“, Begleitung durch Einzelgespräche und/oder geistlichen Austausch in der Exerzitiengruppe, Begehen der inneren Prozesse in der jeweils vorgefundenen ländlichen oder städtischen Landschaft.

Prägend für die Tradition der Exerzitien sind Ignatius von Loyolas „Geistliche Übungen“ und die Tradition der Jesuiten, ebenso aber auch andere anerkannte geistliche Traditionen der Kirche, etwa aus der monastischen Bewegung oder der geistlichen und caritativen Armutsbewegung des Mittelalters geprägt.

Exerzitien (allgemein)

Geistliche Übungen (Schriftmeditation, Lebensbetrachtung, Gebet, Stille, Leibübungen), um das eigene Leben tiefer in Verbindung mit Gott zu bringen. Meist in einer kleineren Gruppe mit gemeinsamen Mahlzeiten, Gebetszeiten, Gottesdiensten.

Zu den Kursen

Einführungskurse/Kurzexerzitien

Tage in einer Gruppe zum Kennenlernen von Exerzitien und als Einführung in die Gebets- und Übungsweisen. Kurzexerzitien können Fragen und Themen des eigenen Lebens und Glaubens deutlich werden lassen.

Einzelexerzitien mit Gemeinschaftselementen

Im Unterschied zu reinen sog. Einzelexerzitien (s.u.) mit Elementen in der Kursgruppe: Impulse für den Exerzitienweg, Anleitung für gemeinsame Übungen und Gebetszeiten, evtl. Austausch in der Gruppe. Kurse verlaufen bis auf die Gemeinschaftselemente meist im Schweigen.

Einzelexerzitien

Kurse von meist 6-10 Tagen in einer Gruppe. Die Bezeichnung „Einzelexerzitien“ bedeutet, dass es um den je eigenen Weg der einzelnen Teilnehmer(innen) geht. Durchgängiges Schweigen; mehrmals am Tag Zeiten für geistliche Übungen; täglich ein Gespräch mit der/dem Exerzitienbegleiter/in, um über den persönlichen inneren Weg zu sprechen.

Kontemplative Exerzitien

Exerzitien, in denen mit Formen der gegenstandslosen Meditation auf den Weg der Kontemplation geführt wird. In der Regel Schweigen und mehrere Stunden Sitzen täglich. Ziel ist es, immer mehr in die Gegenwart Gottes zu finden und aus ihr heraus zu leben.

Vortragsexerzitien

Ein- oder mehrmals täglich Impulse und Vorträge zu Fragen des Glaubens und des geistlichen Lebens. Im Anschluß an diese Vorträge Zeit für persönliche Betrachtung und Gebet, ggf. auch Austausch mit anderen.

Besondere Exerzitienformen

Exerzitien mit verschiedenen anderen Elementen, z.B. Film-Exerzitien, Straßen-Exerzitien, Bibliodrama-Exerzitien u.a.. Die jeweilige Form will helfen, einen Zugang zum eigenen Inneren zu bekommen und so die Beziehung zu Gott neu zu entdecken oder zu vertiefen.
Dazu zählen auch: Wanderexerzitien (Exerzitien zu Fuß)
Exerzitien in einer kleinen Gruppe. Geistlichen Übungen, Gebetszeiten, Austausch und Gespräche mit der/dem Begleiter/in sind eingebunden in das Unterwegssein zu Fuß auf einem längeren Wander- oder Pilgerweg. Dauer meist 1-2 Wochen. Ebenso gehören Fastenexerzitien dazu. Das sind Exerzitienkurse verschiedener Art, die mit Fasten verbunden sind. Die Erfahrung des Fastens kann den inneren Prozeß des Sich-Öffnens für Gott unterstützen. Auch "normale" Exerzitienkurse bieten oft die Möglichkeit, individuell zu fasten.

Exerzitien im Alltag

Meist 4-6-wöchige Kurse zu Hause: Täglich ca. ½ Stunde Zeit für Gebet und Besinnung mit Impulsen daheim. Einmal in der Woche ein Gruppentreffen zum Austausch über die Erfahrungen auf dem persönlichen Weg während der Woche. Exerzitien im Alltag werden meist vor Ort in Pfarreien oder Bildungshäusern angeboten. Bei vielen Exerzitienreferaten sind Materialien für Exerzitien im Alltag erhältlich.

Der Tagesablauf bei Exerzitien kann sehr verschieden aussehen. Erkundigen Sie sich über Einzelheiten bei dem jeweiligen Veranstalter oder den Begleiter(inne)n der Exerzitien.

Tagesablauf bei Kurzexerzitien (Beispiel)
  • Gemeinsames Morgengebet
  • Frühstück Leibübungen
  • Impuls für eine Lebensbetrachtung
  • Persönliche Gebetszeit
  • Austausch in einer Kleingruppe
  • Mittagessen Mittagspause – Zeit zum Schlafen, Spazierengehen,...
  • Nachmittagskaffee
  • Impuls für eine Gebetsübung oder Schriftbetrachtung
  • Stille Zeit
  • Evtl. Möglichkeit zum Einzelgespräch mit dem/der Exerzitienbegleiter/in
  • Abendessen
  • Gottesdienst zum Tagesabschluss
Tagesablauf bei Einzelexerzitien/Schweigeexerzitien (Beispiel)

Zu Einzelexerzitien gehören in der Regel täglich 4x eine Stunde persönliche Gebetszeit (mit einer Lebensfrage, einem Bibeltext, einem Bild o.ä.), außerdem ein tägliches Begleitgespräch mit dem Exerzitienbegleiter/der Exerzitienbegleiterin, um der je eigenen persönlichen Spur in den Tagen zu folgen. Außer den festen Zeiten für gemeinsames Essen und Gottesdienst kann jede/r den Tagesablauf individuell gestalten mit den eigenen Zeiten für Gebet, Begleitgespräch, Spaziergängen usw.

  • Gemeinsames Morgengebet
  • Leibübungen
  • Frühstück
  • Evtl. Tagesimpuls
  • Mittagessen
  • Nachmittagskaffee
  • Abendessen
  • Gottesdienst

„Mittlerweile habe ich schon drei Mal Exerzitien gemacht. Immer wieder zieht es mich für einige Tage in die Stille.
Bei Schweige-Exerzitien kann ich zur Ruhe kommen, darf ich mich fallen lassen, um ganz Mensch zu werden mit Leib und Seele. Hier darf ich selbst die sein, die ich bin. Es ist nicht nur Zeit für mich, sondern auch für und mit Gott. Das Gebet, die Eucharistiefeier, die Anbetung bringen mir Erfüllung. Während dieser Tage erlebe ich inneren Frieden und spüre Freude und Liebe. Gerade durch das Schweigen, auch während der Mahlzeiten, werde ich wieder sensibler und offener für die wunderbaren kleinen Dinge des Lebens. Große Dankbarkeit und innere Zufriedenheit erfüllen mich dabei. Der Sinn des Lebens wird mir von neuem bewusst.
Es tut gut, das eigene Leben aus einem bestimmten Abstand zu betrachten, um zu sehen, aus welcher Richtung ich komme, wo ich gerade stehe und wohin ich gehen will. Dabei hilft mir das persönliche Begleitgespräch."

Veronika, 25 Jahre, Energieelektronikerin

Was bedeutet eigentlich das Wort Exerzitien?

Exerzitien ist abgeleitet aus dem Lateinischen und bedeutet „Übungen“, genauer: „geistliche Übungen“. Wie man auf einer Kur verschiedenste Dinge tut für die Gesundheit des Körpers, sind Exerzitien Übungen für die Seele, um tiefer in Beziehung zu sich selbst, zum eigenen Leben und zu Gott zu kommen.

Wo finden Exerzitien statt?

Exerzitien finden meist in einem Kloster, einem speziellen Exerzitienhaus oder einem anderen Tagungshaus statt, das dafür geeignet ist. Wichtig ist eine ruhige Atmosphäre im Haus, die hilft in die Stille und ins Schweigen zu finden.

Wie läuft so ein Exerzitienkurs ab?

Exerzitienkurse gibt es in unterschiedlicher Länge. Meist dauern die Kurse zwischen 4 und 10 Tagen. Kürzere Kurse haben in der Regel mehr gemeinsame Elemente für alle Kursteilnehmer: Angeleitete Gebetsübungen und Lebensbetrachtungen, Leibübungen, Spaziergänge, Gottesdienst, Austausch in der Gruppe. Die längeren Exerzitienkurse finden oft im durchgehenden Schweigen statt. Wichtigste Elemente sind hier Zeiten für persönliches Gebet und Betrachtung sowie ein tägliches Gespräch mit dem Exerzitienbegleiter/der Exerzitienbegleiterin über den inneren Weg in den Tagen.
Beispiele für einen Tagesablauf

Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen?

Die wichtigste Voraussetzung für Exerzitien ist eine innere Sehnsucht, mehr im Leben zu entdecken: mehr von sich selbst, mehr von Gott, mehr vom Leben. Sogenannte Kurz-Exerzitien von 4-5 Tagen sind für Unerfahrene eine gute Anleitung und Hinführung. Für längere Kurse ist die Bereitschaft, sich auf Stille und Schweigen einzulassen wesentlich. Wer in einer akuten psychischen Krise ist, sollte eher therapeutische oder beratende Hilfe suchen.

Wie finde ich einen passenden Kurs?

In der Kursdatenbank können Sie nach unterschiedlichen Auswahlkriterien Kurse suchen. Wollen Sie gerne in ein bestimmtes Haus gehen, können sie das unter Exerzitienhäuser suchen und dann auf der Homepage des Hauses das jeweils eigene Kursprogramm anschauen. Wenn Sie noch keine Erfahrung mit Exerzitien haben, können Sie sich bei einem Exerzitienreferat in Ihrer Nähe beraten lassen, welcher Kurs in Frage kommen könnte.

Sind Exerzitien teuer?

Die Kosten für Exerzitien setzen sich zusammen aus den Kosten für die Unterbringung (ab mindestens 65 € pro Tag Vollpension) plus Kursgebühr. Wenn die Gesamtkosten für Interessierte eine zu große finanzielle Belastung darstellen, kann oft eine Ermäßigung angefragt werden. In manchen Diözesen kann ein Zuschussantrag an das jeweilige Exerzitienreferat gestellt werden.

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